Wenn die Milch umkippt

© Christoph Wehrer (c) Stiftung Kinder forschen
Frühstückszeit ist Forschungzeit! Warum saugt sich ein Knäckebrot mit Wasser voll, Weintrauben aber nicht?

Die Neugier von Kindern ist etwas Wunderbares. Täglich lässt sie Kinder Neues entdecken, Fragen stellen und Zusammenhänge verstehen. Denn sie möchten mit allen Sinnen die Welt begreifen und erforschen. Dabei begegnen ihnen naturwissenschaftliche Phänomene und technische Fragen: Warum schäumt die Zahncreme beim Zähneputzen? Warum kann ich den Wasserstrahl nicht greifen? Woher kommen im Winter die Erdbeeren? Im Alltag der Kita-Kinder gibt es unzählige inspirierende Anlässe für das gemeinsame Entdecken und Erforschen.

© Christopher Wehrer (c) Stiftung Kinder forschen

8 Uhr, Ankommen in der Kita. Forschungsfrage: Wie entstehen Spuren?

Beim morgendlichen Ankommen in der Kita tragen die Kinder und ihre Eltern Schnee unter ihren Schuhen nach drinnen. Die Kinder sehen die schmelzenden Fußspuren und stellen Fragen. Wo ist der Schnee hin? Was macht noch alles Spuren? Idee: Spuren mit Wasser, Sand oder Schnee herstellen.

© René Arnold (c) Stiftung Kinder forschen

9 bis 10 Uhr, Morgenkreis. Forschungsfrage: Wer hat was gefunden?

Die Fachkraft hat auf dem Weg zur Kita einige Naturmaterialien eingesammelt. Die Kinder schauen sich alles genau an, sie fühlen und riechen an Kiefernzapfen, Kastanien und Moos. Dabei kommen sie ins Gespräch darüber, was Moos eigentlich ist. Um den gemeinsamen Dialog mit und zwischen den Kindern anzuregen, stellt die Fachkraft viele offene Fragen. Wie fühlt sich das Moos an? Was kann man mit Stöcken machen? Denn wer fragt, der forscht und wer forscht, der fragt. Idee: Jedes Kind bringt etwas Gefundenes mit.

10 bis 11 Uhr, Frühstück. Forschungsfrage: Flüssig und fest, was verändert sich?

Beim Frühstück kippt ein Becher mit Milch oder Wasser um. Das nasse Knäckebrot wird weich, die Weintrauben verändern sich nicht. Wie kommt das? Gemeinsam mit der Fachkraft untersuchen die Kinder das Obst. Sie lösen die Haut ab und schauen ganz genau hin. Immer wieder lassen sie einen Tropfen Milch oder Wasser an der Oberfläche entlangfließen. Idee: An welchen Dingen würden Milch oder Wasser auch abperlen? Zusammen im Lexikon nachschlagen oder mit einer Kindersuchmaschine nach kindgerechten Antworten googlen.

© Thomas Ernst (c) Stiftung Kinder forschen

11 bis 12 Uhr, Waschraum. Forschungsfrage: Warum kann ich Wasser nicht greifen?

Die Fachkraft bemerkt ein Kind am Waschbecken, das vertieft seine seifigen Hände untersucht. Es spült die Seife ab, untersucht die Hände erneut, seift sie wieder ein, greift nach dem Wasserstrahl. Nach einigen Wiederholungen schaut es auf. Die Fachkraft fragt: Was ist dir da aufgefallen? Idee: Gemeinsames Experimentieren mit weiteren Materialien wie Schalen, Siebe oder Trichter.

© Christoph (c) Wehrer

Ab 14 Uhr, im Garten. Forschungsfrage: Woraus besteht Erde?

Am Nachmittag geht es raus in den Außenbereich. Die Kinder buddeln in der Erde und stellen fest, dass die Erde in einer Ecke des Gartens anders aussieht als in der anderen. Sie ist gröber und enthält viele Steine, während sie im Sandkasten sandig ist und im Gartenbeet dunkelbraun und weich. Sie fragen vielleicht: Woraus besteht Erde? Kann man Erde selbst machen? Idee: Die Kinder sammeln die unterschiedlichen Arten Erde in Marmeladengläsern.

© Frauke Puttfarken (c) Stiftung Kinder forschen

Ab 14 Uhr, Projektidee: Was rollt am schnellsten?

Eine Fachkraft hat eine Röhre an der Treppe zum Eingang angebracht. Die Kinder erforschen mit unterschiedlichen Materialien das Rohr. Was rollt am schnellsten? Was rollt gar nicht und welcher Gegenstand bleibt stecken? Die Installation ist immer wieder interessant und wird neu von den Kindern entdeckt.

© Christoph Wehrer (c) Stiftung Kinder forschen

15 Uhr, Abholen. Nachhauseweg-Frage

Beim Abholen schaut sich ein Kind den Reißverschluss an seiner Jacke an. Gemeinsam mit der Fachkraft und den Eltern überlegt das Kind: Wie funktioniert dieser Verschluss? Was gibt es noch für Verschlüsse? Einiges fällt ihnen ein, Klettverschlüsse und Schleifen, Knöpfe und Schlaufen. Idee: Die Fachkraft ermuntert das Kind und die Eltern, zu Hause zu schauen, welche Verschlüsse sie finden.

TIPP: WENIGER IST MEHR - MATERIAL REDUZIEREN

Eines Morgens kommen die Kinder in die Kita und glauben ihren Augen kaum. Wo sind all die Spielsachen hin? Nur noch Pappe und Kartons stehen im Gruppenraum. Alles andere ist weggepackt und abgedeckt. Die Fachkraft erklärt, dass sie alles mit der Pappe machen können, was sie möchten. Die Kinder sind begeistert. Sie bauen Häuser, Wagen, Roboter, Rüstungen und schauen sich das Material ganz genau an. Sie zerreißen und zerschneiden die Pappe und zerlegen sie in ihre einzelnen Lagen. Sie bemerken, dass sie gewellt ist, sie weichen sie im Wasser auf und formen sie in neue Kreationen.Weniger Material beflügelt so die Kreativität.


Der Artikel ist erschienen in "Meine Kita", didacta Magazin für frühe Bildung, Ausgabe 01/2024.

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Portrait von Stephanie Eschen
Autor/in: Stephanie Eschen

Ich bin Referentin für Kommunikation in der Stiftung Kinder forschen.

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