Fünf Fragen an Tobias Ernst

Dr. Tobias Ernst
© Steffen Kugler / Stiftung Kinder forschen
Dr. Tobias Ernst

Am 1. März hat Tobias Ernst den Vorstandsvorsitz der Stiftung Kinder forschen übernommen. Im Inteview verrät er uns, was ihn antreibt, welche Bildungsthemen ihn besonders interessieren und was ihn an der Stiftung Kinder forschen fasziniert.

Was heißt Bildung für dich? 

Sehr verkürzt und vereinfacht geht es bei Bildung darum, Wissen und Fähigkeiten zu vermitteln. Für mich reicht diese Definition in der heutigen Zeit aber nicht mehr aus. Wir müssen darüber reden, wie ein neues gemeinsames Bild von Bildung aussehen kann. Dabei sollten Zukunftskompetenzen wie Kreativität, Kollaboration, Kommunikation und kritisches Denken eine wichtige Rolle spielen.

Was hat dich auf deinem eigenen Bildungsweg am meisten geprägt? 

Die Erfahrung, dass mein persönlicher Bildungsweg an einer zentralen Stelle eine andere Richtung genommen hat, als es das Bildungssystem in Deutschland eigentlich vorsieht.   

Inwiefern? 

Für mich als damaligen Realschüler gab es keinen direkten Weg zu dem Fach, das ich später studiert habe: Jura. Dass ich nach der Realschule überhaupt Abitur gemacht habe – und zwar an einem allgemeinbildenden Gymnasium – habe ich vor allem einer Lehrkraft zu verdanken, die mir diese Option trotz meiner nicht ganz so guten Noten aufgezeigt hat. Ich habe die Schule dann selbst gefragt, ob sie mich nehmen. Und das hat – als Ausnahme – geklappt. Mir hat das gezeigt, wie wichtig das Eingehen auf die individuelle Situation ist und dass schon kleine Hilfestellungen einen großen Unterschied machen können. 

 

Mit guter Bildung und innovativen Konzepten können wir Kinder nicht nur auf die Zukunft vorbereiten, sondern sie dazu befähigen, diese aktiv und selbstbestimmt mitzugestalten.

Tobias Ernst

Was braucht unser Bildungssystem, um wieder gesund zu werden? Wer kann die Bildungskrise lösen?  

Wir haben viele Großbaustellen im Bildungssystem: Es fehlt an pädagogischen Fach- und Lehrkräften in Kitas und Schulen, Schüler:innen zeigen in den Vergleichsstudien dramatische Leistungsschwächen und dann steht auch noch der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung vor der Tür. Weder die Bildungseinrichtungen noch die Eltern, die Politik oder Bildungsinitiativen wie wir können diese Herausforderungen allein meistern. Das schaffen wir nur gemeinsam. Zum Glück ist das vielen Akteuren im Bildungsbereich mittlerweile klar. Auch gibt es schon viele Lösungsansätze für einzelne Probleme. Es fehlt aber noch das gemeinsame Gesamtbild, hinter dem sich alle versammeln.

Was begeistert dich an der Stiftung Kinder forschen? 

Mit ihrer Mission, durch entdeckend-forschendes Lernen schon ab der Kita zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen, steht die Stiftung für all das, was auch mich persönlich antreibt. Daher wusste ich, als ich vor einem Jahr die Stellenausschreibung für den Vorstandsvorsitz gesehen habe, sofort: Das will ich machen!

Portrait von Julia Oberthür
Autor/in: Julia Oberthür

Bildung für alle und #Nachhaltigkeit – diese Themen gehören für mich unbedingt zusammen. Deshalb arbeite ich bei der Stiftung Kinder forschen aus Überzeugung. Als Referentin für Presse, Public Affairs und Digitale Kommunikation unterstütze ich unser Team dabei, ansprechende Texte und klare Botschaften für eine breite Öffentlichkeit zu formulieren. Ich schreibe auch hin und wieder privat. Noch lieber widme ich mich aber der Musik, singe in zwei Bands und übe mich im Gitarrespielen.

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