KW42: Bundesweit fehlen Betreuungsplätze für Kleinkinder

Drei Kinder halten jeweils einen blauen Zettel vor sich
© Christoph Wehrer/Stiftung Kinder forschen

INTERNATIONAL

Ländervergleich zu Kita- und Schulschließungen

Die FernUni-Politikwissenschaftlerin Dr. Sonja Blum hat sich die Reaktionen von 28 europäischen Ländern in Zeiten der Corona-Pandemie genauer angeschaut und miteinander verglichen. In Deutschland waren Schulen und Kitas ab Mitte März geschlossen. In den Wochen vor den Sommerferien wurden sie – mit unterschiedlichem Tempo je nach Bundesland – schrittweise wieder geöffnet. In Schweden hingegen waren Kitas und Schulen nie zu und Italien hat sie gerade erst wieder geöffnet. Jedes Land hat hinsichtlich Schul- und Kita-Schließungen unterschiedlich reagiert. Ein Grund für die jeweiligen Entscheidungen waren die Infektionszahlen in den Ländern. "Darüber hinaus kann man aber auch festhalten, dass die allgemeine Präventionsstrategie des jeweiligen Landes die Schließungen beziehungsweise Wiedereröffnungen beeinflusst hat", erläutert die Politikwissenschaftlerin. Länder, die das primäre Ziel hatten, die Hochrisikogruppen zu schützen, haben sich eher dazu entschlossen, die Einrichtungen nicht zu schließen beziehungsweise schnell wieder zu öffnen, so Blum. Länder, bei denen gemeinsame Präventionsmaßnahmen der Gesamtbevölkerung im Vordergrund standen, haben sich eher für Schließungen entschieden. Bei der Wiedereröffnung haben sich einige Länder zunächst für eingeschränkte Öffnungszeiten entschieden, andere haben die Gruppen geteilt. Welche Strategien hier gefahren wurden, hing auch davon ab, welcher Aspekt der Kinderbetreuung als besonders wichtig angesehen wurde. Denn Kitas und Grundschulen ermöglichen Kindern nicht nur Bildung, sondern geben ihren Eltern auch Zeit zu arbeiten und verringern soziale Ungleichheiten. "Insgesamt ist unsere Forschung noch Work in progress", betont Blum. Die ersten Ergebnisse bieten aber bereits eine gute Grundlage für weitere Forschungen. "In den nächsten Schritten möchten wir uns zum Beispiel genauer angucken, warum es zu den unterschiedlichen politischen Entscheidungen gekommen ist. Aus sozialwissenschaftlicher Perspektive ist es außerdem zentral, herauszufinden, inwiefern Länderunterschiede in den Maßnahmen über die Zeit bestimmte Wirkungen zeigen, unter anderem auf die Geschlechtergerechtigkeit."

FernUni Hagen

BUNDESWEIT

Fehlende Betreuungsplätze für Kleinkinder in Deutschland

2020 fehlen in Deutschland mehr als 340.000 Plätze für Kinder unter drei Jahren, wie neue Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigen. Obwohl die Zahl der unter Dreijährigen, die in einer öffentlich geförderten Kita oder bei Tageseltern betreut werden, seit 2015 von 693.000 auf 829.000 gestiegen ist, fehlen dieses Jahr 342.000 Plätze – rund 60 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Ein Grund für den steigenden Bedarf ist, dass immer mehr Eltern ihr Kleinkind institutionell betreuen lassen wollen. 2019 meldeten 81 Prozent der Eltern für ihre Zweijährigen und 64 Prozent der Eltern für ihre Einjährigen einen Betreuungsbedarf an – deutlich mehr als noch vor fünf Jahren. "Lange galt insbesondere in Westdeutschland ein Alter von drei Jahren als geeigneter Betreuungsbeginn. Das hat sich vollkommen geändert", sagt IW-Familienexperte Wido Geis-Thöne. In den vergangenen Jahren stiegen außerdem die Geburtenzahlen, allerdings ist dieser Trend gestoppt. Nicht in allen Bundesländern fehlen Kitaplätze im gleichen Ausmaß. Relativ zur Gesamtzahl der unter Dreijährigen ist die Betreuungslücke, also die Differenz aus den erforderlichen und tatsächlich bereitgestellten Betreuungsplätzen, im Saarland, in Bremen und in Nordrhein-Westfalen am größten. Knapp 20 Prozent aller Kinder unter drei Jahren hatten dort keinen Betreuungsplatz, obwohl sich die Eltern einen wünschen. Gut stehen Bayern, Baden-Württemberg und Ostdeutschland mit Ausnahme Berlins dar. Allerdings wollen in Bayern und Baden-Württemberg nicht so viele Eltern ihr Kind in eine Kita geben wie in anderen Bundesländern.

IW Köln

KMK verabschiedet Ländervereinbarung

Die Kultusministerkonferenz hat bei ihrer Sitzung am 15.10.2020 eine Ländervereinbarung über die gemeinsame Grundstruktur des Schulwesens und die gesamtstaatliche Verantwortung der Länder in zentralen bildungspolitischen Fragen beschlossen. In einem nächsten Schritt wird das Papier der Ministerpräsidentenkonferenz vorgelegt. Die Vereinbarung soll das 56 Jahre alte "Hamburger Abkommen" zur "Vereinheitlichung auf dem Gebiete des Schulwesens" ablösen, das Grundsätze und Ziele der Zusammenarbeit der Länder beschreibt. In der neuen Vereinbarung werden in 44 Artikeln u. a. zentrale Fragen der Qualitätssicherung, übergreifende Grundsätze der Bildung und Erziehung in den Ländern, allgemeine Regelungen wie die Ferienregelung, die Gliederung und Organisation des Schulsystems und Fragen der Lehrkräfteausbildung geklärt. Mit dem Abkommen richten die Länder eine "Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz" ein. Aufgabe dieser Einrichtung ist die Beratung der Länder in Fragen der Weiterentwicklung des Bildungswesens und des Umgangs mit seinen Herausforderungen, insbesondere bei der Sicherung und Entwicklung der Qualität, bei der Verbesserung der Vergleichbarkeit des Bildungswesens sowie bei der Entwicklung mittel- und längerfristiger Strategien zu für die Länder in ihrer Gesamtheit relevanten Bildungsthemen. In der neuen Vereinbarung sichern sich die Länder unter anderem zu, ihre Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung der Lehrkräfteausbildung fortzusetzen. Zudem verfolgen die Länder die in der Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ und dem DigitalPakt Schule vereinbarten Ziele konsequent weiter: Curriculare Verankerung der fachdidaktischen Kompetenzen zur Nutzung digitaler Medien in der Lehramtsausbildung, Digitale Lehr- und Lernmittel für alle Fächer und Klassenstufen bis 2025, Verbindliche technische Schnittstellen zwischen den Medienportalen der Länder und Schulträger und den Plattformen von Anbietern von Bildungsmedien (Art.14).

KMK
Portrait von Anna Lenke
Autor/in: Anna Lenke

In der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ unterstütze ich das Team Presse, Public Affairs und Digitale Kommunikation u.a. mit dem wöchentlichen Nachrichtenmonitoring und dem Pressespiegel. Während meines dualen Studiums in Bielefeld habe ich bereits erste Kommunikationserfahrungen sammeln können. Mir macht die Arbeit im bildungspolitischen Umfeld sehr viel Spaß und ich freue mich auf die kommenden Zeiten in der Stiftung.

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