"Wow, das wusste ich ja gar nicht!"

Ein Mann und eine Frau forschen mit Gläsern und einer Lupe
© Christoph Wehrer / Stiftung Kinder forschen
Faszination für MINT in der Fortbildung: ein voller Erfolg.

Die Faszination für MINT wecken: Im Interview geben unsere Trainer:innen Sabine Hacke und Niklas Schumacher spannende Einblicke - von einprägsamen Aha-Momenten bis zu herausfordernden Begegnungen. Sie zeigen, wie gängige Vorbehalte gegenüber Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik erfolgreich überwunden und anfängliche Skepsis in echte Begeisterung verwandelt werden kann.

Trainerin Sabine Hacke aus dem Netzwerk Landkreis Gifhorn.
Sabine Hacke arbeitet im lokalen Netzwerk Landkreis Gifhorn als Trainerin.

Warum bist du Trainer:in bei der Stiftung Kinder forschen geworden?

Sabine Hacke: Ich arbeite als freiberufliche Trainerin und Dozentin, hauptsächlich in der Erwachsenenbildung, und bin sowohl bei der Arbeit als auch während meines Studiums auf die Stiftung Kinder forschen aufmerksam geworden. Der pädagogische Ansatz, insbesondere die Ko-Konstruktion überzeugt mich. Als ich gesehen habe, dass der Landkreis Gifhorn dringend neue Trainer: innen sucht, habe ich mich beworben.

Niklas Schumacher: Ich habe lange Zeit im Ganztag gearbeitet und auch in der Grundschule. Da habe ich gemerkt, dass nicht jeder einen guten Zugang zu Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik hat. Bei Experimenten habe ich erlebt, wie Kinder sich begeistern lassen. Ich denke, dass die pädagogischen Fachkräfte immer die Multiplikatoren sind und wir sie erreichen müssen.

Was macht ein Trainer/eine Trainerin? Welche Tätigkeiten gehören dazu?

Sabine Hacke: Dazu gehört, dass man sich in Berlin für die jeweiligen Fortbildung qualifiziert. Das dauert zwei Tage. Dann bereitet man das Thema für sich und sein Netzwerk auf. Wir machen dabei immer eine Jahresplanung. Vor dem Termin bereite ich die entsprechenden Unterlagen vor. Die Fortbildungen sind bei uns als ganztägige Seminare angelegt. Zur Orientierung bekommen wir ein Handbuch, das den groben Ablauf der Fortbildung skizziert. Meistens nimmt jeder ein paar individuelle Anpassungen vor, um seine eigene "Sprechweise" zu entwickeln. Im Grunde bereitet das Training in Berlin immer so gut vor, dass man es nach zwei Tagen effektiv umsetzen kann. Wichtig ist, es authentisch und persönlich rüberzubringen.

Niklas Schumacher: In unserem Netzwerk führen wir die Fortbildungen zu zweit durch. Im Vorfeld besucht man die entsprechende Fortbildung. Obwohl es viele Online-Formate gibt, nehme ich sie am liebsten in Präsenz wahr, aber das ist Geschmackssache. Nach der Fortbildung besprechen wir uns im Team und überlegen, wie wir die Inhalte, die wir gelernt haben, für unser Netzwerk herunterbrechen können. Die Fortbildung selbst beginnen wir mit einer Einführung, einem Warm-up, wir erklären die Pädagogik und dann gehen wir in die Experimentierrunden. Die Abwechslung von Theorie und Praxis kommt besonders gut an. Die pädagogischen Fachkräfte wollen ins Tun kommen.

Mich freut es besonders, wenn sie am Ende des Kurses einen Aha-Moment haben und sagen: “Wow, das hat mich wirklich interessiert, das wusste ich gar nicht!“

Niklas Schumacher

Gab es einen Aha-Moment, der Dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Sabine Hacke: Als ich in einer Fortbildung gefragt habe, wie ein MINT-Aspekt gefördert werden könnte, meinte eine Fachkraft: “Ich habe Naturwissenschaften nicht studiert. Das kann ich nicht beurteilen!“ Gemeinsam haben wir dann festgestellt, dass es das gar nicht braucht. Es reicht, sich für das Thema zu interessieren, um gemeinsam mit den Kindern auf eine Reise zu gehen, über das Thema zu diskutieren oder herauszufinden, wo man mehr Input dazu bekommt. Dafür braucht es keinen naturwissenschaftlichen oder mathematischen Abschluss. Die Fachkraft stellte dann fest, dass sie diesen Ansatz bereits verfolgt und freute sich über die praktischen Tipps, wie sie MINT noch mehr in den Alltag einbinden kann. Ich finde es schön, wenn Menschen merken, dass sie keine Angst vor MINT-Fächern haben müssen.

Niklas Schumacher: Es gab viele Aha-Momente, doch an einen erinnere ich mich ganz genau: Im Wasser-Workshop gab es eine Becherlupe, die die pädagogischen Fachkräfte aus einem Gefrierbeutel bauen sollten. Ich konnte ihnen ansehen, dass sie gar nicht wussten, dass man daraus eine Lupe herstellen kann. Oft bringen die Teilnehmenden auch eine gewisse Skepsis mit. Es ist toll, wenn ich genau diese Leute am Ende des Workshops überzeugen kann und sie merken: Das funktioniert wirklich! Es freut mich, wenn sie sehen, dass es eigentlich ganz einfach ist.

Trainer Niklas Schumacher aus Kreis Borken.
Niklas Schumacher ist in Kreis Borken als Trainer tätig.

Welchen Herausforderungen musstest du dich als Trainer:in stellen?

Niklas Schumacher: Herausforderungen gibt es immer wieder. Zum Beispiel, wenn Teilnehmende dem Forschen skeptisch gegenüberstehen. Dann gilt es, sie für MINT zu begeistern. Spätestens wenn wir zu den Experimenten kommen, merkt man aber, dass die Skepsis nachlässt, sie sich darauf einlassen und Spaß haben. Das ist immer schön zu sehen! Eine weitere große Herausforderung ist die geringe Zeit, die dem Fachpersonal für Fortbildungen zur Verfügung steht. Das liegt am Personalmangel. Was bei wenig Zeit gut ankommt, sind Online-Fortbildungen. Ich persönlich vermisse dabei den Dialog. Gerade beim Experimentieren tritt man in einen Austausch. Das ist in einer Online-Fortbildung nicht so einfach. Aber ich muss sagen, dass die Stiftung ein gutes Online-Programm anbietet. Es gibt viele Workshops, die wir als Trainer:innen belegen können, sei es zum Thema Zeitmanagement, Körpersprache oder Fortbildungen mit Feedback-Runden.

Wie hast du dich durch deine Tätigkeit als Trainer bzw. Trainerin persönlich weiterentwickelt?

Sabine Hacke: Man entwickelt sich prinzipiell weiter, wenn man sich mit Menschen auseinandersetzt. Ich habe viel über die aktuellen Probleme gelernt, die es in der frühkindlichen Bildung gibt. Ich habe auch gelernt, wie sich die Rolle der pädagogischen Fachkräfte im Laufe der Jahre verändert hat und wie sie mit den Eltern zusammenarbeiten. Da ich derzeit hauptsächlich in der Erwachsenenbildung tätig bin hilft mir dieser Input, bei den Themen der frühkindlichen Bildung auf dem Laufenden zu bleiben.

Niklas Schumacher: Am Anfang hatte ich Zweifel, ob ich ernst genommen werde oder Fehler machen würde. Das hat sich aber schnell gelegt. Durch den Rückhalt des Teams der Stiftung Kinder forschen ist diese Sorge, etwas falsch zu machen, schnell verschwunden. Außerdem ist in den Fortbildungen einfach eine schöne Atmosphäre. Vor allem, weil ein Austausch stattfindet. Ein gemeinsames, kooperatives Lernen. Jeder kann vom anderen lernen, und manchmal bekommt man selbst tolle Anregungen, zum Beispiel wenn eines unserer Experimente in einer Kita anders aufbereitet und umgesetzt wurde.

Gibt es etwas, was du in dieser Rolle besonders gerne machst?

Sabine Hacke: Als Trainerin oder Dozentin wird von mir oft erwartet, dass ich bestimmte Wissensgebiete möglichst schnell und effektiv vermittle. Bei der Stiftung hingegen kann man sich austauschen und hat Zeit, die Themen zu vertiefen. Man steht nicht so sehr unter Druck, Themen schnell weiterzugeben, sondern arbeitet gemeinsam. Der intensive Austausch mit den Fachkräften macht mir großen Spaß. Man bekommt unglaublich viel zurück, weil sie die Fortbildungen mit ihren eigenen Erfahrungen bereichern. Sie sind unglaublich kreativ, sodass man jedes Mal dazulernt – ein gutes Beispiel für Ko-Konstruktion.

Die Fachkräfte haben nicht viel Zeit. Wenn sie sich Zeit für Fortbildungen nehmen, sind sie sehr engagiert und wollen so viel wie möglich von diesem Tag mitnehmen. Das merkt man.

Sabine Hacke

Niklas Schumacher: Weil ich selbst in einer Kita und einer Grundschule gearbeitet habe, weiß ich, dass es vor allem in den MINT-Fächern einen großen Personalmangel gibt. Das merkt man schon im Studium, wenn die Mathekurse kaum belegt sind. Für mich ist es interessant, den Leuten zu vermitteln: "Hey, Mathe ist nicht nur Rechnen, Mathe ist viel mehr als das!" Wichtig ist auch, dass man es auf eine bestimmte Weise macht. Wenn man es so angeht, wie es die Stiftung tut, dann kann Mathe Spaß machen. Das ist es, was ich den Menschen mitgeben möchte.

Was sind die wichtigsten Voraussetzungen für eine Tätigkeit als Trainer:in?

Sabine Hacke: Auf jeden Fall Freude an der Arbeit mit Menschen aller Altersgruppen und eine gewisse Neugierde und Offenheit, sich immer wieder auf diese Themen einzulassen. Dazu gehört, sich immer wieder zu überlegen, wie man sie anderen vermittelt oder vielmehr, wie man sie mit anderen erarbeiten kann. Es ist wichtig, einen gemeinsamen Erarbeitungsprozess zu gestalten. Ein gewisser Hintergrund in der Erwachsenenbildung schadet sicherlich nicht. Aber den bekommt man auch durch die Fortbildungen bei der Stiftung, hier bekommt man wahnsinnig viel Unterstützung.

Niklas Schumacher: In erster Linie ist es wichtig, sich selbst dafür zu begeistern. Wenn ich mich nicht für MINT-Fächer oder Bildung für nachhaltige Entwicklung begeistern kann, dann wird es nicht funktionieren. Das ist wie bei Kindern: Wenn man mit ihnen ein Experiment durchführt und selbst nicht davon überzeugt ist, merken sie das. Das Gleiche gilt für Erwachsene.

Als Trainerin bei der Stiftung bekommt man eine Menge zurück. Es ist ein gemeinsamer Weg und eine ständige Weiterentwicklung. Wenn man daran Spaß hat, dann ist man als Trainer:in genau richtig.

Sabine Hacke

Was macht die Arbeit bei der Stiftung Kinder forschen für dich besonders?

Sabine Hacke: Man entwickelt sich im Dialog mit den Fachkräften und lernt sehr viel dazu. Es ist kein einseitiges "Ich stehe da und vermittle Wissen", sondern ein Austausch, der einen selbst immer wieder bereichert. Nach einer absolvierten Fortbildung als Trainerin bin ich zwar erschöpft, aber zufrieden und denke: "Ja, das war toll! Das hat Spaß gemacht; der Tag hat sich gelohnt!" Mit anderen Worten: Ich nehme immer etwas mit und spüre das große Interesse der Teilnehmenden.

Niklas Schumacher: Besonders ist dieses Lächeln, wenn die pädagogischen Fachkräfte die Fortbildung verlassen. Ich genieße es immer, wenn wir die Abschlussrunde machen und sie etwas Neues gelernt haben. Oder wenn sie sagen, dass wir einen tollen Austausch hatten. Das macht mich immer sehr glücklich, weil man merkt, dass wir die pädagogischen Fachkräfte überzeugt haben. Ich weiß dann, dass sie zurück in die Kita gehen, das Gelernte an die Kinder weitergeben und mit Begeisterung dabei sein werden.

Vielen Dank für das Interview!

Sabine Hacke ist zweifache Mutter, Bildungswissenschaftlerin, freiberufliche Trainerin und Dozentin und vor allem eine leidenschaftliche Pädagogin. Seit 2022 ist sie im lokalen Netzwerk Landkreis Gifhorn als Trainerin aktiv.

Niklas Schumacher setzt sich seit vielen Jahren aktiv im MINT-Bereich ein. Nach seiner Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher hat er ein Lehramtsstudium begonnen. Neben Stationen im Kindergarten und Leitungsaufgaben im offenen Ganztag ist er seit Sommer 2022 als Trainer für die Stiftung Kinder forschen im Netzwerk Kreis Borken tätig.

Du möchtest auch Fortbildungen leiten?

Trainerin vor Flipcharts
© Birte Filmer/Stiftung Kinder forschen

Unsere lokalen Netzwerkpartner bieten in den Regionen Fortbildungen an, die es Kitas, Horten und Grundschulen ermöglichen, sich an Deutschlands größter Frühbildungsinitiative zu beteiligen. Um im Netzwerk aktiv zu werden, nimm zunächst Kontakt zu den jeweiligen Koordinator:innen des Netzwerks in deiner Region auf. Wenn im Netzwerk Bedarf an einer Trainerin oder einem Trainer besteht, besprecht gemeinsam, ob ihr euch eine Zusammenarbeit vorstellen könnt. Im Anschluss an dieses Gespräch empfiehlt sich die Teilnahme an einer unserer Fortbildungen, damit du dich mit dem pädagogischen Ansatz der Stiftung Kinder forschen und dem Fortbildungsprogramm der Initiative vertraut machen kannst. Anschließend kannst du deine Bewerbung online einreichen.

Finde das Netzwerk in deiner Region
Portrait von Julia Uebelacker
Autor/in: Julia Uebelacker

Als Volontärin unterstütze ich das Team Presse, Public Affairs & Digitale Kommunikation dabei, die Vision der Stiftung nach außen zu tragen. Ich bin überzeugt, dass frühkindliche Bildung entscheidend ist, um allen Kindern unabhängig von ihrer Herkunft gute Bildungschancen zu ermöglichen.

Alle Artikel von Julia Uebelacker