Wie wir forschen (2): Benjamin Bedorf, Lehrer

© René Arnold/Stiftung Kinder forschen
Benjamin Bedorf integriert digitale Medien als unterstützende Werkzeuge in seinem Grundschulunterricht.

Ohne sie geht es nicht: die Erzieher/innen, Lehr- und Leitungskräfte aus Deutschlands Kitas, Horten und Grundschulen. In dieser Blogreihe erzählen sie, wie sie mit den Kindern jeden Tag die Welt entdecken. Im zweiten Teil unserer Reihe sprechen wir mit Benjamin Bedorf, Schulleiter der Evangelischen Grundschule Berlin-Friedrichshain (ESBF). Für ihn gehören Dokumentenkameras, Digitalmikroskope, Tablets und Lern-Apps zum alltäglichen Lernen dazu. Wie kann das verantwortungsbewusst funktionieren und dabei ein kritischer Umgang mit digitalen Tools gefördert werden?

Viel Raum zum Entdecken und Forschen

Benjamin Bedorf ist seit 18 Jahren Lehrer und leitet seit einem halben Jahr die ESBF. "In der 10. Klasse habe ich ein Schülerpraktikum bei meinem Vater in der Montessori-Schule gemacht", berichtet der 45-Jährige. "Da Lehrkräfte krank geworden sind, musste ich als Zehntklässler in einer dritten und vierten Klasse vertreten. Das war zwar sehr chaotisch, hat aber auch viel Spaß gemacht." Seitdem weiß Benjamin Bedorf, dass er Lehrer werden will.

Begeistert spricht Bedorf darüber, dass er als Lehrkraft immer wieder tolle Menschen kennenlernt und es in seiner Schule viel Raum zum Entdecken und Forschen gibt: "Ich bin glücklich in meinem Job, weil wir hier eine ganz großartige Gemeinschaft haben und ein Geist herrscht, in dem wir Neues ausprobieren können, ohne dass das immer gleich funktionieren muss. Und das finde ich schön."

Als Pilotlehrkraft für das "Haus der kleinen Forscher" nimmt Bedorf an vielen Workshops und Fortbildungen teil, die gemeinsam mit anderen Pilotlehrkräften entwickelt werden und anschließend bundesweit Fach- und Lehrkräften zur Verfügung stehen. An seine erste Fortbildung erinnert sich Benjamin Bedorf noch sehr gut: "Das war die Fortbildung 'Technik – Kräfte und Wirkungen'. Das ist etwa sechs Jahre her. Ich war damals schon begeistert von dem Seminarraum in der Stiftung. Nach diesem Muster haben wir auch unsere Räume in der Schule zum Entdecken und Unterrichten eingerichtet. In der Fortbildung habe ich gelernt, wie die Räume gestaltet werden müssen, sodass Kinder zum Forschen angeregt werden."

MINT und gesellschaftliche Themen verbinden

Ob Schule, Kita oder Hort – jeder Ort kann Raum zum Forschen und Entdecken bieten, sodass die Kinder ihrer Entdeckerlust und ihren eigenen Fragen selbständig nachgehen können. Der Schulleiter ist überzeugt, dass MINT-Kompetenzen bereits im Kindergarten- und Schulalter gefördert werden müssen: "MINT-Themen sind für Kinder wichtig, weil fast alle Phänomene, die es in dieser Welt gibt, tatsächlich auf MINT-Themen beruhen. Und wenn Kinder die Welt verstehen wollen, müssen sie auch die Zusammenhänge begreifen." Dabei legt Bedorf viel Wert auf eine Verknüpfung von MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) mit gesellschaftlichen Themen: "Ich glaube, dass das ganz entscheidend ist, weil das Eine ohne das Andere meistens nicht zu verstehen ist. Wir haben hier zum Beispiel den Bereich 'Natur und Mensch' geschaffen und unterrichten Themen aus Natur- und Gesellschaftswissenschaften zusammenhängend."

Digitale Medien als Werkzeuge im Unterricht

In der Grundschule in Berlin-Friedrichshain unterstützen digitale Medien das Lernen im Unterricht. Wie lassen sich Tablets und Lern-Apps konkret einsetzen? Benjamin Bedorf fallen sofort Beispiele ein: Mit Hilfe von digitalen Medien gestalten die Grundschulkinder eigene Präsentationen. Sie drehen Stop-Motion-Filme, um komplexe Themen in kleinen Geschichten zu veranschaulichen. Dokumentenkameras werden beispielsweise zum Vorstellen von Experimenten oder zum Vorspielen kleiner Szenen mit Figuren eingesetzt. Zudem gelangen die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe digitaler Medien an Informationen, die sie nicht in Lehrbüchern finden, so Bedorf: "Wir bringen den Schülerinnen und Schülern eine vernünftige Internetrecherche bei und sprechen dabei auch über die Grenzen digitaler Medien. Letztere dienen uns nur als Unterstützung zur gemeinsamen Kommunikation und zum Lernen miteinander."

Digitales Lernen ist eine gute Unterstützung, sollte aber nie den Hauptraum einnehmen

Benjamin Bedorf

Für den Schulleiter gehören digitale Medien ganz klar in den Grundschulunterricht integriert: "Digitale Medien gehören zur Lebenswirklichkeit der Kinder. Entsprechend müssen wir sie selbstsicher im Umgang mit Medien machen. Das ist für mich der Hauptgrund, schon im Grundschulunterricht anzufangen. So wissen die Kinder früh, womit sie es zu tun haben und welche Gefahren lauern."

Seit Beginn der ersten Klasse arbeiten die Grundschulkinder mit Tablets und Apps und finden es…? "Cool", sagt Benjamin Bedorf. "Die Grundschülerinnen und -schüler arbeiten gerne mit digitalen Tools und probieren neue Sachen aus." Das fänden sogar die Eltern toll, stünden dem Einsatz aber auch kritisch gegenüber: "Bedenken und Sorgen von Seiten der Eltern, dass die Kinder Sachen ausprobieren, die vielleicht nicht in den Unterricht gehören, gibt es immer. Aber früher haben wir, wenn es neue Dinge gab, ja auch erst mal geschaut, was man damit machen kann. Zum Lernen ist das ein wichtiger Prozess. Deshalb ist es wichtig, einen selbstbewussten Umgang damit zu fördern."

Eine ausgewogene Mischung ist wichtig

Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht achten die Lehrerinnen und Lehrer der ESBF auf ein gesundes Mittelmaß. "Uns ist wichtig, dass wir in erster Linie von Angesicht zu Angesicht kommunizieren und dass die digitalen Medien als Werkzeuge zum Einsatz kommen. Natürlich baut sich der Anteil digitaler Medien von der ersten bis zur sechsten Klasse auf. In der sechsten Klasse nutzen wir mehr digitale Ansätze als in der ersten Klasse."

Zum Schluss hat Benjamin Bedorf noch zwei Tipps für Lehrkräfte, die sich noch nicht ganz so fit im Umgang mit digitalen Medien fühlen:

  1. Immer erst ausprobieren! Keine Angst vor neuen Dingen haben und einfach schauen, ob man selbst damit umgehen kann.
  2. Gemeinsam im Team ein Fortbildungskonzept erarbeiten und überlegen, wo Potenziale sind und Stellen identifizieren, an denen man sich von außen helfen lassen kann.

"Kleine Forscher-Steckbrief" von: Benjamin Bedorf, Grundschulleiter und Lehrer

Das Bild zeigt Benjamin Bedorf
© René Arnold/Stiftung Kinder forschen

Diese Fortbildung habe ich zuletzt besucht:
"Digitalwerkstatt Energie"

Hier forsche ich am liebsten mit den Kindern:
Wir forschen überall dort, wo Forschen möglich ist.

Schönste Forscherfrage eines Kindes:
"Warum pupsen wir?"

Spannendstes Forscherthema in meiner Einrichtung:
Bei uns in der Schule gibt es zurzeit das Projekt "Grün". Wir forschen, wie wir es schaffen, unsere Dachterrasse so zu bepflanzen, dass wir zumindest in einiger Zeit unser eigenes Essen herstellen können.

So bilde ich mich am liebsten fort:
[ ] Online  [ ] bei mir vor Ort  [x] beides

Sie suchen nach weiteren Impulsen, wie Sie digitale Medien sinnvoll in Ihrem pädagogischen Alltag einsetzen können? Mehr Ideen finden Sie in unserem neuen Bildungsangebot „MINT geht digital"

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Wie forschen Sie in Ihrer Einrichtung? Wir freuen uns immer über neue Geschichten.

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Portrait von Anna Lenke
Autor/in: Anna Lenke

In der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ unterstütze ich das Team Presse, Public Affairs und Digitale Kommunikation u.a. mit dem wöchentlichen Nachrichtenmonitoring und dem Pressespiegel. Während meines dualen Studiums in Bielefeld habe ich bereits erste Kommunikationserfahrungen sammeln können. Mir macht die Arbeit im bildungspolitischen Umfeld sehr viel Spaß und ich freue mich auf die kommenden Zeiten in der Stiftung.

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