Wie wir forschen (1): Sabrina Stolz, Erzieherin

© Stiftung Kinder forschen
Kita-Erzieherin Sabrina Stolz setzt in ihrer Einrichtung mit wenig Mitteln spannende Projekte um.

Ohne sie geht es nicht: die Erzieher/innen, Lehr- und Leitungskräfte aus Deutschlands Kitas, Horten und Grundschulen. In dieser Blogreihe erzählen sie, wie sie mit den Kindern jeden Tag die Welt entdecken. Den Anfang macht eine engagierte Kita-Erzieherin.

Sabrina Stolz wusste schon im Kindergarten: "Ich werde Erzieherin". Den Hort, welchen sie als Schülerin besuchte, hat sie seither nie wirklich verlassen. 2011 absolvierte sie dort ihr Anerkennungsjahr und arbeitet nun fast zehn Jahre als Erzieherin im Städtischen Kinderhaus Dresdener Straße in Mannheim. Mit Entschlossenheit und Ehrgeiz brachte sie der Einrichtung bereits viele Preise ein. Was treibt sie an in ihrem Job?

"Wir sind Sprach-Kita, Nachhaltigkeits-Kita, Fair-Trade-Kita…", zählt Sabrina Stolz auf. Die 29-Jährige nutzt viele Gelegenheiten, ihr Engagement sowie das ihrer Kita-Kolleginnen und Kollegen gebührend auszeichnen zu lassen. 2017 gewann das Städtische Kinderhaus den Mannheimer "Heldentaten für das Klima"-Preis. Dafür bastelte Stolz gemeinsam mit den Kindern ein Maskottchen – die Superameise "Pauli". Jeden Tag gab diese den Kindern kleine Umweltaufgaben; vom Müllsammeln bis hin zur bewussteren Mobilität. In der Kategorie der jüngsten Teilnehmenden des Wettbewerbs belegte das Projekt den ersten Platz. "Ich gewinne gerne Preise", gibt sie zu. 2019 wurde die Kita für ein Ernährungsprojekt mit dem Kindergarten-Award der Heinrich-Vetter Stiftung ausgezeichnet. Die Förderung ist mit 500 Euro dotiert. Im selben Jahr wurde der Kita zum dritten Mal infolge das Zertifikat "Haus der kleinen Forscher" verliehen. "Meine Kolleginnen sagen immer: 'Du bist gewinngeil'."

Ideenreichtum und Flexibilität im Kita-Alltag

Ihre Oma, erzählt Stolz, habe früher in einem Kloster gearbeitet und dort unter anderem Waisenkinder betreut. Vermutlich habe sie das ein wenig bei der Berufswahl inspiriert, erinnert sie sich. Heute betreut sie gemeinsam mit drei weiteren Vollzeitkräften und einer Teilzeitkraft insgesamt 40 Kinder in der Ganztageseinrichtung. "Vorausgesetzt, es ist keiner krank", merkt sie an.

Ich finde immer etwas, das gerade zu den Themen der Kinder passt

Sabrina Stolz

Während der Personalmangel auch in ihrer Kita eine Rolle spielt, liebt die junge Erzieherin dennoch die Flexibilität in ihrem Job: "Ich kann jeden Tag etwas anderes machen. Heute wird mit den Kindern geturnt, morgen gucken wir uns die Käfer im Garten an, starten ein neues Projekt oder nutzen ein Fortbildungsangebot vom 'Haus der kleinen Forscher'." Ihre Kita arbeitet nach dem offenen Konzept. Die Kinder entscheiden dabei selbst, mit welchen Dingen sie sich am Tag beschäftigen möchten. Ob malen im Atelier, turnen im Bewegungszimmer oder entdecken und forschen im Experimentierraum: Die Kinder können ihren eigenen Interessen nachgehen, die Erzieherinnen und Erzieher begleiten sie und setzen Impulse.

An Ideen mangelt es Sabrina Stolz nicht. Die Fortbildungen, sagt sie, gäben ihr viele Anregungen zum Entdecken und Forschen im Alltag. "Ich finde immer etwas, das gerade zu den Themen der Kinder passt. Mal finden sie eine Raupe im Garten, dann googeln wir gemeinsam, was das ist und gehen anhand von Büchern oder bei einem Besuch in der 'Grünen Schule' im Stadtpark die Geschichte der Raupe durch – vom Ei zum Schmetterling. Manche Fragen sind an einem Tag abgehakt, bei anderen Dingen mache ich dann eben ein ganzes Projekt draus."

Auf der Jagd nach Forscherprojekten

Ein großes Projektthema in der Kita ist Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Wo sich andere Einrichtungen erst langsam herantasten ist das Kinderhaus hier schon viele Jahre aktiv. "Gesunde Ernährung war unser Einstieg", erinnert sich Stolz, die inzwischen sogar ihre Kolleginnen und Kollegen im Bereich BNE fortbildet. "Wir haben anfangs viel mit den Kindern über gesundes Essen gesprochen. Dann wurde schließlich ein Hochbeet angelegt. Und wir sind von Bäckertüten auf Brotdosen umgestiegen." Und was sagten die Eltern dazu? Nach anfänglichem Widerstand seien diese mittlerweile auch voll involviert: "Die Kinder haben hier quasi die Eltern angesteckt und genau drauf geachtet, was beim Einkaufen in den Korb kommt. Das war kein leichter Weg, aber jetzt hinterfragt das keiner mehr", freut sich die Pädagogin.

Für den Bau der mittlerweile schon zwei Hochbeete griff die Kita ausschließlich auf Spenden zurück. Alte Paletten wurden gesammelt, Erde gab es von der Stadt, die Pflanzen brachten Eltern mit und ein Vater half beim Aufbauen in seiner Freizeit. "Wir machen zwar große Projekte, aber meist im Rahmen des Nichtfinanziellen", betont Stolz. Im Vergleich zu privaten Kitas mit hoher Elternbeteiligung seien die Mittel und Ressourcen in der städtischen Ganztagseinrichtung stark begrenzt. Dies trübt jedoch keinesfalls den Tatendrang der jungen Erzieherin: "Ich sage immer: Wir starten bei null, nehmen alles, was wir kriegen und machen uns was Schönes draus!"

Den ganzen Tag am PC sitzen – das wäre nichts für mich

Sabrina Stolz

Die Corona-Krise, während der sie aufgrund ihres erhöhten Gesundheitsrisikos vorübergehend nicht in die Kita durfte, hielt Sabrina Stolz nicht davon ab, sich weiter für die Kinder und ihre Kolleginnen zu engagieren. Zu Hause überlegte sie sich kurzerhand Spielideen, bastelte ein Tiermemory oder sammelte Bewegungsübungen und brachte diese am Zaun der Kita vorbei. Außerdem nutzte sie die Zeit für Online-Fortbildungen auf dem Campus der Stiftung "Haus der kleinen Forscher". "Ich habe sie alle gemacht!", sagt sie begeistert und freut sich gleichzeitig, dass sie im Herbst endlich wieder in die Kita gehen und neue Forscherprojekte starten darf. Für sie gäbe es keinen schöneren Beruf. "Den ganzen Tag am PC sitzen – das wäre nichts für mich", so die Erzieherin. "Aber morgens in die Kita kommen, mit großen Knopfaugen angeschaut werden und gesagt bekommen 'Ich liebe dich' – das ist für mich das Tollste!"

"Kleine Forscher-Steckbrief" von: Sabrina Stolz, Erzieherin

© Foto: privat

Diese Fortbildung habe ich zuletzt besucht:
"Macht mit! Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Praxis"

Hier forsche ich am liebsten mit den Kindern:
im Freien

Schönste Forscherfrage eines Kindes:
"Wie viele Wassertropfen braucht man für einen Regen?"

Spannendstes Forscherthema in meiner Einrichtung:
Natur

So bilde ich mich am liebsten fort:
[ ] Online  [x] bei mir vor Ort  [ ] beides

Wie forschen Sie in Ihrer Einrichtung? Wir freuen uns immer über neue Geschichten.

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Portrait von Julia Oberthür
Autor/in: Julia Oberthür

Bildung für alle und #Nachhaltigkeit – diese Themen gehören für mich unbedingt zusammen. Deshalb arbeite ich bei der Stiftung Kinder forschen aus Überzeugung. Als Referentin für Presse, Public Affairs und Digitale Kommunikation unterstütze ich unser Team dabei, ansprechende Texte und klare Botschaften für eine breite Öffentlichkeit zu formulieren. Ich schreibe auch hin und wieder privat. Noch lieber widme ich mich aber der Musik, singe in zwei Bands und übe mich im Gitarrespielen.

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