Unsichtbare Kräfte neu entdecken

© Christoph Wehrer/Stiftung Kinder forschen

Sie halten Dinge an Ort und Stelle oder schubsen sie weg, ohne sie zu berühren – und dabei wirken sie sogar durch verschiedene Materialien hindurch. Die unsichtbaren Kräfte von Magneten faszinieren nicht nur Kinder. In diesem Jahr hat die Stiftung das Bildungsangebot zu Magnetismus überarbeitet. Im Interview erklären die Referentinnen Antonia Franke und Elisabeth Aimer, wie es dazu kam und wo sich im Angebot Superkräfte und Lernnuggets finden lassen.

© Tim Brackmann/Stiftung Kinder forschen

Antonia, eine Frage an dich als Expertin: Der Superheld Magneto kann mit seinen  Mutantenkräften jedes Metall verbiegen und zum Fliegen bringen. Können wir mit Magneten auch zu Superheldinnen werden?

Antonia Franke: Unbedingt – bei den Testterminen hatten die Kinder irrsinig viel Spaß daran, sich selbst mit magnetbestückten Handschuhen „aufzupimpen“ und die magnetische Anziehung und Abstoßung mit dem eigenen Körper zu spüren. Ob sie dabei ausprobiert haben, wie schwer es ist, wieder von der Heizung loszukommen oder sich gegenseitig ein magnetisches „High five“ gegeben haben – der Effekt war einfach faszinierend! Was uns jedoch von Magneto und anderen Superhelden unterscheidet, ist die Stärke und vor allem die Reichweite dieser Superkraft. Magneto kann ganze Containerschiffe in mehreren Kilometern Entfernung durch die Luft wirbeln oder einen Magnettornado gigantischer Ausmaße heraufbeschwören.  Aber ganz gleich, wie viele Magnete wir an unserem Magnethandschuh anbringen, mehr als ein paar Gramm Gewicht können wir damit nicht bewegen und die Anziehung und Abstoßung spüren wir nur auf sehr kurze Distanzen von wenigen Millimetern bis maximal Zentimetern.

Die meisten von uns kennen Magnete vom Angelspiel zu Hause oder von der Spielzeugeisenbahn in der Kita. Aber magnetische Kräfte verstecken sich auch noch in ganz anderen Alltagssituationen, in denen man sie gar nicht vermuten würde! Welche überraschten dich bei der Recherche am meisten?

Antonia Franke: Ich war überrascht, wie viele Magnete in den Schubladen und Türen unserer Möbel eingebaut sind. Wir haben vor kurzem unsere Kücheneinrichtung erneuert und uns dabei sowohl sanft- als auch selbstschließende Schubladen geleistet. Der Effekt ist großartig – selbst wenn man Türen und Schubladen nur nachlässig schließt, ziehen sie sich von ganz alleine vollständig zu, das mag ich sehr.

© Tim Brackmann/Stiftung Kinder forschen

Wieso habt ihr euch dazu entschieden, dieses Fortbildungsangebot noch einmal zu überarbeiten und was ist nun anders?

Elisabeth Aimer: Das ursprüngliche Bildungsangebot „Forschen mit Magneten“ stammt aus den Anfangszeiten der Stiftung. Seitdem hat sich einiges getan. Ich würde sagen, wir haben gut auf der Grundlage von damals aufgebaut, das Angebot erweitert und an neue Entwicklungen angepasst: Wir haben die Materalien um ein Kartenset für Kinder ergänzt und auf die Zielgruppe der Drei- bis Zehnjährigen ausgeweitet. Darin, sowie auch in den überarbeiteten Forschungskarten und der begleitenden neuen Themenbroschüre, finden sich zahlreiche Praxisideen zum Entdecken und Forschen. Thematisch neu sind zudem die Problematik um Seltene Erden bei der Herstellung von Magneten und der Aspekt „Vergleichen, Messen, Auswerten“ – den ich übrigens besonders mag: In der Fortbildung vergleichen und messen wir fast nebenbei und so wird deutlich, dass das gar nicht so kompliziert sein muss. An dieser Stelle binden wir auch digitale Medien unterstützend ein und visualiseren so die Messergebnisse zum Beispiel mit dem Diagrammgenerator oder Slow-Motion-Videos.

Ganz neu ist auch das begleitende Online-Angebot. Es setzt sich aus kleinen offenen Online-Modulen zum Thema „Magnete im Alltag“ und „Elementarmagnete“ zusammen. Erstmals bieten wir damit sogenannte Lern-Nuggets an, die nur fünf bis 15 Minuten dauern. Mit diesem Format laden wir Fach- und Lehrkräfte ein, sich entsprechend ihrer Interessen das Angebot zu suchen, das einen Einstieg oder eine Vertiefung des Themas ermöglicht.

Und was hat euch bei der Entwicklung besonders Spaß gemacht?

Antonia Franke: Was unheimlich viel Spaß gemacht hat, war die Mädchen und Jungen beim Testen zu beobachten. Einige der Praxisideen in der Broschüre und auf den Karten sind erst durch die Ideen der Kinder entstanden. Es war außerdem total schön zu beobachten, wie sich manche Kinder ganz still und ausdauernd in ihre Forschungen vertieften, zum Beispiel um Stück für Stück „unmögliche“ Gebäude aus Magneten und Dosen zu konstruieren. Andere Kinder probierten hingegen aus, wie sie möglichst spektakuläre Effekte hervorrufen können und hatten dabei hör- und sichtbar sehr viel Spaß – das hat auch uns viel Freude bereitet.

Elisabeth Aimer: Ich war absolut begeistert von den Pilotfortbildungen. Der spannende Moment ist dann immer: Geht das Konzept auf, mit dem wir uns so lange beschäftigt haben? Und obwohl wir im Team immer wieder selbst über magnetische Phänomene gestaunt haben, war es noch toller, die Fach- und Lehrkräfte beim Entdecken und Forschen von Magnetismus zu begleiten. Schon bei unserem ersten praktischen Aufwärm-Element wurde klar, dass Magnete auch auf Erwachsene eine ganz besondere Faszination ausüben. Die Fach- und Lehrkräfte waren sehr schnell vertieft und es wurde kaum nach links und rechts geschaut, obwohl wir doch immer ausdrücklich zum Abschauen ermuntern. Diese konzentrierte Stimmung, gepaart mit Gelächter über Magnete, die ihr Eigenleben zu haben scheinen, hat mir sehr viel Spaß gemacht!

Sie möchten Magnetismus auch mit den Kindern in Ihrer Einrichtung neu entdecken?

© Christoph Wehrer/Stiftung Kinder forschen

Ob analog oder digital: Die Fortbildung „Magnetismus – unsichtbare Kräfte entdecken“ bietet Ihnen viele Anregungen, gemeinsam mit den Kindern erste Grunderfahrungen mit Magneten zu sammeln. Entdecken und erforschen Sie deren Wirkungen und Eigenschaften und vertiefen Sie Ihr Wissen über magnetische Anwendungs- und Gestaltungsmöglichkeiten!

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Portrait von Elisabeth Aimer
Autor/in: Elisabeth Aimer

Als Fortbildungsreferentin für MINT-Bildung darf ich Erwachsene und manchmal auch Kinder beim Entdecken und Forschen begleiten. Vorher bin ich drei Jahre lang mit dem Fahrrad von Australien nach Deutschland gefahren. Warum? Na schneller gings eben nicht.

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Portrait von Antonia Franke
Autor/in: Antonia Franke

Als Referentin für MINT-Bildung bin ich an der Entwicklung verschiedener Themen beteiligt und bin immer wieder fasziniert von den naturwissenschaftlichen Phänomen, die uns überall im Alltag begegnen. Ganz besonders liebe ich die Testphasen unserer Praxisideen, denn die „Test“-Kinder schaffen es dabei jedes Mal, Effekte zu erzeugen, die uns völlig verblüffen. Dann gemeinsam zu knobeln, zu forschen und herauszufinden, was da eigentlich genau vor sich geht – das macht mir sehr viel Spaß.

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