Total digital: Kitaqualität online entwickelt

Zwei Kinderhände werfen bunte Schatten
© Stiftung Kinder forschen
In der Pandemie kommen wir uns nicht so nah wie sonst - aber erfolgreiche Fortbildungen funktionieren auch digital!

Seit September 2020 verstärkt die Stiftung "Haus der kleinen Forscher" ihren Beitrag zur Qualitätsentwicklung von Kindertageseinrichtungen in Deutschland. Das Modellprogramm "KiQ – gemeinsam für Kita-Qualität: Wenn Entdecken und Forschen zum Alltag werden" (kurz: "KiQ") wird mit 93 Einrichtungen in vier Modellregionen bis März 2022 pilotiert. Die ersten Phasen liefen pandemiebedingt anders als gedacht, doch sie zeigten: Das digitale Lernen hat mehr Potenzial und Chancen als gedacht, wenn man sich offen einlässt und die Möglichkeiten sinnvoll nutzt.

Vor einem Jahr fand das erste Treffen unserer teilnehmenden "KiQ"-Tandems statt. Womit niemand gerechnet hatte: die Kita-Leitungen und -Fachkräfte konnten sich nur über den Bildschirm begrüßen. COVID-19 hatte alle Pläne von einem Kennenlernen vor Ort über Bord geworfen.

Komplett waren wir damit nicht vom Kurs abgekommen, denn "KiQ – gemeinsam für Kita-Qualität" (2020-2022) ist ein Blended-Learning-Programm. Das bedeutet, dass die Fortbildungen vor Ort durch bewusst gestaltete Online-Phasen begleitet, ergänzt und vertieft werden. Auf einer digitalen Lernplattform der Stiftung können die Tandems, selbstständig Online-Kurse absolvieren, sich für Webinare anmelden, ihre Termine einsehen und sich im Forum mit anderen Kitas austauschen. Das Online-Lernen war und ist somit ohnehin fester Bestandteil des Konzepts.

Digitales Ankommen und ein großes Aufatmen

Durch die Kontaktbeschränkungen der letzten Monate mussten wir  zusätzlich viele Präsenzformate in Online-Versionen umwandeln. Für die Qualifizierung der Prozessbegleiterinnen haben wir nicht nur unzählige Webinare konzipiert und durchgeführt, sondern uns mit einem Hybrid-Format in ganz neue Gewässer begeben – und dabei viel gelernt! Das Ankommen der "KiQ"-Kitas fand ebenfalls digital statt. Über Webinare lernten sie sich und die Lernplattform kennen. Die digitalen Formate waren für viele komplettes Neuland und stellten sie direkt zu Beginn vor Herausforderungen. Um ihnen den Einstieg zu erleichtern, boten wir eine Entdeckungstour auf der Lernplattform an und standen jederzeit für Fragen zu technischen Problemen und allem anderen zur Verfügung.

Zum Auftakt des ersten Moduls gab es zunächst ein Aufatmen: Die Fortbildungen konnten in den Modellregionen in Präsenz stattfinden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren begeistert dabei und es gab viel Freude darüber, sich endlich vor Ort begegnen zu können. Als nur noch die Region Ostwürttemberg auf ihre Fortbildung wartete, passierte es: Die Zahlen der COVID-19-Erkrankten stieg rasant an, jeden Tag gab es neue Kontaktbeschränkungen. Schweren Herzens entschieden wir uns kurzfristig, die Fortbildung online zu geben. Innerhalb von zwei Tagen wurde aus dem mittlerweile erprobten Präsenzkonzept ein ansprechendes Online-Format. Wir legten viel Wert darauf, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur starr auf den Bildschirm schauten, sondern aktiv wurden – mental und körperlich. Das Konzept ging auf. Die anfängliche Skepsis der Tandems war am Ende der zwei Tage wie weggeblasen. Alle waren überrascht, wie viel Spaß das digitale Lernen machen kann.

Eine Mammutaufgabe, die völlig neue Kompetenzen verlangt.

Für das nächste Modul überließen wir nichts dem Zufall und entschieden uns vorzeitig, alle Fortbildungen online umzusetzen. Auch hier versuchten wir mit möglichst viel Austausch und Aktivitäten, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Stange zu halten – was uns auch gelang! Zu dieser Zeit waren nicht nur wir Referentinnen online unterwegs, auch unsere Prozessbegleiterinnen stellten sich auf die neue Situationen ein. Statt in die Kitas zu gehen, führten sie die geplanten Kick-offs und Inhouse-Fortbildungen in Eigenregie und komplett digital durch. Ein Mammutaufgabe, die völlig neue Kompetenzen verlangt.

Neben diesen ungeplanten Webinaren und Fortbildungen gibt es bei "KiQ" natürlich auch noch reguläre Online-Elemente. So bearbeiten die Fachkräfte zwischen den Fortbildungen praxisorientierte Transferaufgaben, die sie auf der Lernplattform einreichen. Als Vorbereitung für Modul 1 absolvierten die Fachkräfte den Online-Kurs zum pädagogischen Ansatz der Stiftung "Haus der kleinen Forscher". Zusätzlich möchten wir aber auch flexibel auf die Wünsche und Bedarfe der Kitas eingehen und dazu passende Online-Inhalte zur Verfügung stellen. Zum Anfang des Jahres veröffentlichten wir einen eigens für "KiQ" erstellten Online-Kurs zum Thema "Elternzusammenarbeit". Neben diesem Selbstlern-Element konnten sich die Kitas im Forum zu den Inhalten austauschen und Ideen für die Praxis sammeln. Zusätzlich boten wir ein paar Monate später ein live Austauschformat über Zoom an. Unsere Referentin Sara Wagner führte mit der Sprachberaterin Manuela Koch ein Interview zum Thema "Videoarbeit", das als Audiofolge produziert wurde. Alle Formate wurden gut angenommen und es wurde sogar der Wunsch nach mehr Online-Angeboten geäußert. Da die Kitas momentan teilweise geschlossen sind, reagierten wir auch auf diese Situation und boten ein Webinar zum Thema "Digitale Teammeetings" an. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren sehr dankbar dafür und äußerten auch, dass sie durch die Online-Fortbildungen von uns schon einiges zum Umgang mit Videokonferenzen gelernt haben und bereit sind, noch mehr dazu zu lernen.

Verbindung von Analog und Digital

Auch in den nächsten Monaten stehen noch einige digitale Meilensteine an. Hier ein Ausschnitt: Die Fortbildung von Modul 3 findet für die Regionen Hamburg und Nordrhein-Westfalen digital statt. Wie es mit den anderen Regionen aussieht, wird sich zeigen. Bei den Transferaufgaben wagen wir einen ersten Versuch mit der neuen Social-Video-Learning-Option auf der Lernplattform und sind schon sehr gespannt auf die Reaktionen. Da Modul 3 sich auf die Fachkräfte konzentriert, planen wir als Alternative eine Impulsreihe für die Kita-Leitungen zum Thema "Herausforderungen in Leitungspositionen" und verbinden dabei Analoges mit Digitalem.

Wir haben digital schon viel erreicht und noch vieles vor. Die Bereitschaft der Kitas ist da und wir haben viele Ideen. Unser vorläufiges Fazit nach einem Jahr: Die momentane Situation verlangt von uns viel Flexibilität und Bereitschaft zur Veränderung. Geplante Konzepte wurden kurzfristig verworfen oder neu gedacht. Vorbehalte gegenüber dem Online-Lernen bei den Tandems – aber auch bei uns – wurden und werden nach und nach abgebaut. Dadurch haben sich viele neue Perspektiven und Möglichkeiten ergeben. Das Thema "Digitalisierung" hat bei den Kitas plötzlich einen ganz neuen Stellenwert. Und wir tragen unseren Teil dazu bei. Bei "KiQ" geht es neben dem entdeckenden und forschenden Lernen auch um Veränderungsprozesse – und wenn die Zeit mit COVID-19 uns nicht vor Veränderung stellt, was dann?

Portrait von Laura Schlinke
Autor/in: Laura Schlinke

Ich arbeite als Referentin für Online-Lernen in der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" und bin im Projekt "KiQ – gemeinsam für Kita-Qualität: Wenn Entdecken und Forschen zum Alltag werden" für die Online-Bestandteile der Fortbildung zuständig. Gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen entwickle ich verschiedene Online-Formate, wie Online-Kurse, Audiofolgen und Webinare. Meine Aufgaben sind sehr vielfältig und ich finde es immer wieder spannend zu überlegen, wie man das digitale Lernen am Besten gestaltet.

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