Out of the Box - Zu Gast beim Bundesverband

Eine Pappbox, auf der in großen Buchstaben "Forscher" steht und das Logo der Stiftung "Haus der kleinen Forscher" abgebildet ist. Darauf klebt ein Post-It, auf dem "Out of the Box" steht.
© Clara Teich
Raus aus der Forscherbox - rein in den Bundesverband.

Gemeinsam ist besser als einsam. Dieser Gedanke fasst das Hospitationsprogramm "Out of the Box" des ThinkLabs des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen vielleicht am besten zusammen: eine Initiative, bei der Mitarbeitende aus Stiftungen für einige Tage andere Stiftungen besuchen und dort einen Einblick in deren Arbeit gewinnen. Ich hatte das Vergnügen, zwei Tage beim Bundesverband Deutscher Stiftungen zu verbringen.

Montagmorgen, 9:00 Uhr. In der Eingangshalle des Bundesverbandes treffe ich meinen Mithospitanten Karl-Philip Güntert vom Stifterverband (Kurze Verwirrung: Stifterverband? Bundesverband Deutscher Stiftungen? Zum Glück waren die Experten gleich da, um den Unterschied zu erklären.). Dann beginnt der Tag, wie ein klassischer erster Arbeitstag beginnt: Wir lernen unseren Mentor, Mario Schulz, Leiter Themenmanagement, die Kaffeemaschinen und viele, sehr viele Menschen im Haus kennen.
Mario hatte auch dafür gesorgt, dass keine Langeweile aufkommen würde. Es gibt für uns einen gut gefüllten Stundenplan, der uns durchs ganze Haus und zu den verschiedensten Menschen und Abteilungen führen soll.
Ich bin gespannt: Wie arbeiten die Menschen im Bundesverband zusammen, welche Veränderungsbestrebungen gibt es, welche Techniken und Hilfsmittel setzen sie ein – auch im Vergleich zur Arbeit in der Stiftung "Haus der kleinen Forscher"?

Hospitation – das steht ja auch für Offenheit

An unseren Kommunikations-Bereichstagen kommt regelmäßig der Wunsch danach auf, weniger in Teams zu denken und zu arbeiten und stattdessen mehr in Themen oder Projekten. Mit mehr Möglichkeiten, sich vielleicht auch mit neuen (ungeahnten?) Kompetenzen einzubringen.
Diesen Wunsch gab es auch in der Kommunikationsabteilung des Bundesverbandes: Statt in Teams und Kanälen zu denken, sollte der Inhalt im Mittelpunkt stehen und alle wollten mehr kollaborativ und crossmedial arbeiten – der "Newsroom" war geboren. Der Newsroom hat ein vierköpfiges Leitungsteam. Drei der vier Personen sind im Wechsel CvDs. Die "Chefin-" bzw. der "Chef vom Dienst" steuert eine Woche lang die Themen, dann wandert der Hut weiter. Die anderen haben weiterhin Themenschwerpunkte, aber alle liefern beispielsweise Beiträge für den Blog.
Klingt ja alles ganz schick! Und was sind die Schwierigkeiten bei so einer Umstellung? Mario überlegte einen Augenblick, stellte fest: "Hospitation – das steht ja auch für Offenheit", und berichtete von der Verwirrung im Haus, wer denn nun Ansprechpartner für bestimmte Themen sind. Auch der regelmäßige Termin, in dem über die Zusammenarbeit im Newsroom gesprochen wird, zeigt, dass so eine Umstellung nicht über Nacht geschieht.

Reformen müssen aus der Praxis kommen.

Felix Oldenburg, Generalsekretär des Bundesverbandes

Beim wissenschaftlichen Dienst stolpern wir direkt in die Veränderung hinein. Noch zwei Wochen zuvor gab es drei untergeordnete Teams mit einem beeindruckenden Verhältnis von Leitungspersonen zu Mitarbeitenden – in einer Kita wäre das ein hervorragender Betreuungsschlüssel. Diese Teams hatten sie gerade abgeschafft, um einen radikalen Schritt zu wagen und sich als gemeinsames großes Team zu fühlen. Nun sind sie "selbstgewählt hierachielos" und erproben in der Praxis, wie das am besten funktionieren kann. Hier würde ich gern in einigen Monaten nochmal reinschnuppern.

Generalsekretär Felix Oldenburg steht diesen Umstellungen in den Teams grundsätzlich positiv gegenüber: "Reformen müssen aus der Praxis kommen. Wenn ich einen schnellen Wandel erreichen möchte, muss ich sagen 'So geht’s!' Aber wenn ich Wandel haben möchte, der funktioniert, muss ich die Menschen machen lassen."

Meine berufliche Erfahrung in der Öffentlichkeitsarbeit habe ich hauptsächlich im "Haus der kleinen Forscher" gesammelt. Dementsprechend war ich sehr neugierig, wie es anderswo läuft. Überraschend war für mich, dass die Wünsche, Pläne, aber auch Probleme, erstaunlich ähnlich zu dem sind, was ich bei der Arbeit erlebe. Aber gerade da empfinde ich während Hospitation den Austausch als besonders anregend: Kennen wir! Aber wie geht ihr damit um? Und manchmal hat eine Seite dann schon eine Erfahrung weiterzutragen. Und jetzt kommt die nächste spannende Phase: Was nehmen wir aus diesem Austausch für unsere künftige Arbeit mit? Wie sich das für "kleine Forscher" gehört, finden wir das wohl in der Praxis heraus.

 

 

Portrait von Clara Teich
Autor/in: Clara Teich

Ich bin Clara Teich und staatlich geprüfte Diplomlebensmittelchemikerin. Bei einem Blick über den fachlichen Tellerrand habe ich festgestellt, dass Kommunikation mir auch Freude bereitet – deswegen lerne ich das nun als Volontärin beim „Haus der kleinen Forscher“ etwas gezielter. Für die, die jetzt denken: „Kann sich Frau Teich nicht für eine Sache entscheiden?“ Nein. Für den sozialen Aspekt arbeite ich noch ehrenamtlich in der Suizidprävention für Jugendliche.

Alle Artikel von Clara Teich