Klick! Digitale Lernangebote für Erwachsene

Eine Frau hält ein Tablet in der Hand.
© Thomas Ernst / Stiftung Kinder forschen
Seit 2013 entwickelt die Stiftung Online-Lernangebote für Erwachsene.

Die Stiftung erreicht mit ihren Online-Lernangeboten ca. 4000 pädagogische Fach- und Lehrkräfte sowie 580 Trainerinnen und Trainer. Für diese kleine hochmotivierte und online-affine Gruppe haben wir in den letzten Jahren ein vielfältiges Angebot entwickelt und gemeinsam ausprobiert. Doch die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind vielfältig.

Die Zielgruppe

In einer deutschlandweiten telefonischen Befragung durch die Stiftung im Sommer 2017 wurden ca. 700 pädagogische Fachkräfte befragt, wie sie digitale Medien in der Kita und Online-Bildungsangebote nutzen.

Sie wurden auch gefragt, ob sie schon einmal an einem Online-Lernangebot teilgenommen haben oder teilnehmen würden. 2 Prozent der Fachkräfte (9 von 456) hatten bereits eine oder mehrere Online-Fortbildungen besucht. 69 Prozent der Fachkräfte (312 von 446) würden vielleicht eine Online-Fortbildung besuchen. 29 Prozent der Fachkräfte (133 von 446) lehnten eine Online-Fortbildung ab. 

Nun gibt es mehr als 450 Erzieherinnen und Erzieher in Deutschland, weshalb die Stiftung mit ihrem Online-Lernangebot im letzten Jahr nicht 9 sondern ca. 3.500 Fachkräfte erreicht hat. Trotzdem illustriert die Stichprobe gut, vor welchen Herausforderungen die Stiftung mit ihrem Online-Lernangebot steht: Wir haben eine kleine, hochmotivierte und sehr online-affine Nutzergruppe. Wir haben eine große Nutzergruppe, die unser Angebot vielleicht nutzen würde, wenn sie uns fände. Und wir haben eine beachtliche Gruppe, die sich gar nicht vorstellen kann, online zu lernen.

Unser Online-Lernangebot

Für die hochmotivierten Nutzer haben wir in den letzten zwei Jahren ein vielfältiges Angebot entwickelt und gemeinsam ausprobiert. Wir bieten eine breite Palette an Selbstlernangeboten, die die Nutzerinnen und Nutzer unabhängig von Zeit oder Ort abrufen können. Wir setzen mehr und mehr auf kurze Lerninhalte, nutzen Videos, Podcast, interaktive Slideshows, kurze Artikel oder kleine Lernspiele. Das Angebot eignet sich gut, um Wissen zu einem Thema erwerben oder Anregungen für die eigene Arbeit zu sammeln.

Wir bieten aber auch digitale Lernräume – wie Online-Kurse, Webinare oder Facebook-Live-Interviews – in denen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu vorher verabredeten Zeiten andere pädagogische Fach- und Lehrkräfte oder Fachexperten treffen und an gemeinsamen Fragen oder Themen arbeiten. Diese Angebote eignen sich gut zum Austausch von Praxiserfahrungen und der Reflexion des eigenen pädagogischen Handelns.

In Zukunft wollen wir verstärkt daran arbeiten, auch die pädagogischen Fach- und Lehrkräfte vom Online-Lernen zu überzeugen, die diesen Formaten bisher skeptisch oder sogar ablehnend gegenüberstehen. Wie überzeugen wir diese große Gruppe davon, dass Online-Lernen einfach ist, dass es Spaß macht und das es eine echte Ergänzung oder manchmal auch Alternative zum Präsenzlernen sein kann – je nach Lernziel oder persönlicher Situation?

Integrierte Produktentwicklung

Eine Möglichkeit, die wir sehen, ist die integrierte Produktentwicklung. Um ein Fortbildungsthema an unsere Zielgruppe zu bringen, nutzen wir verschiedene Formate wie z.B. Präsenzfortbildungen, Online-Fortbildungen, unsere Webseite oder Printprodukte wie Broschüren. Integrierte Produktentwicklung bedeutet, dass alle diese Formate so aufeinander abgestimmt sind, dass sie sich inhaltlich gut ergänzen und dass die Nutzerinnen und Nutzer innerhalb des einen Formats andere Formate kennen- und vielleicht sogar nutzen lernen. So entstehen multimediale Lernwege, auf denen die Nutzer immer wieder mit Formaten konfrontiert werden, die sie nicht kennen oder die bisher für sie nicht in Frage kamen, die sie dann aber vielleicht ausprobieren wollen.

Ein Beispiel, wie ein fließender Übergang von einem Format zu einem anderen geschaffen werden könnte: Die Stiftung entwickelt ein Material, das die Erzieherinnen und Erzieher in ihren Einrichtungen zur Dokumentation von Forschungs- und Entdeckungsprozessen einsetzen können. Diese Material gibt es als Print-Poster und digital. In der Präsenzfortbildung erleben die Teilnehmenden, wie sie mit dem Material umgehen, indem sie die eigene Fortbildung damit dokumentieren. In der Fortbildung zeigt ihnen die Trainerin auch, wo die Teilnehmenden online Erfahrungsberichte von anderen Erzieherinnen und Erziehern finden, die das Material bereits eingesetzt haben und sie verfassen selbst einen Erfahrungsbericht aus ihrer Fortbildung, den sie online stellen. Genauso wie Material, das sie während der Fortbildung selbst entwickelt haben.

In der Praxis ist das jedoch nicht einfach umzusetzen, zum einen, weil unsere digitale Infrastruktur nicht so niedrigschwellig zugänglich und intuitiv zu nutzen ist, wie wir und unsere Nutzerinnen und Nutzer es uns wünschen. Zum anderen weil eine integrierte Produktentwicklung mit unseren traditionellen Prozessen nicht zu stemmen ist. Wir müssen iterativer werden, interdisziplinärer, mehr Mut zur Lücke haben und noch enger mit der Zielgruppe selbst arbeiten als bisher. Wir müssen uns als Organisation verändern.

Portrait von Anne Lehmann
Autor/in: Anne Lehmann

Ich arbeite seit Herbst 2012 in der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“. Mein Arbeitsschwerpunkt liegt in der Verbindung von Online- und Präsenzlernformaten. Mich interessiert besonders, wie sich Aus- und Weiterbildungsformate für pädagogische Fach- und Lehrkräfte weiterentwickeln und verändern müssen, damit Kinder zeitgemäß lernen können.

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Portrait von Manja Wolff
Autor/in: Manja Wolff

Über das Entwickeln, Durchführen und Betreuen von Workshops und Projekten in einer Fortbildungseinrichtung für digitale Medien mit der Zielgruppe pädagogischer Fach- und Lehrkräfte, bin ich zur größten MINT-Bildungsinitiative Deutschlands gekommen. Seit 2012 bin ich aktiv im Online-Lernbereich und interessiere mich für das Leben und Arbeiten im digital age im Allgemeinen.

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